Sie umgeben uns jeden Tag und überall. Mal nehmen wir sie bewusst wahr und oftmals leiten sie uns ganz unbewusst. Sie können schöne Erinnerungen oder auch negative Assoziationen hervorrufen, uns positiv stimmen, unseren Appetit anregen oder uns gar vor schädlichen Stoffen warnen. DÜFTE.
Der leckere Duft von frischen Brötchen lockt uns in die Bäckerei, in der Frischeabteilung im Supermarkt riecht es nach frischem Obst und der sommerliche Duft der Sonnencreme bereitet uns gute Laune.
Gerüche liefern uns Informationen und haben einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Gefühlswelt. Über Sinneszellen werden verschiedene Düfte erkannt und über Nervenfasern in unserer Nase direkt an unser Gehirn weitergeleitet. Dies geschieht sowohl mit Düften, die wir aktiv wahrnehmen, als auch mit sehr subtilen Gerüchen, die nicht bewusst von uns wahrgenommen werden. Dennoch erwecken diese unsere Aufmerksamkeit, beeinflussen unsere Emotionen und können somit auch unsere Entscheidungen lenken.
Dies macht sich das sogenannte „Duftmarketing“ zunutze. Täglich umgeben uns Düfte, die gezielt eingesetzt werden, um uns beispielsweise mit dem appetitanregenden Duft von frisch gebackenen Brötchen zum Kauf zu animieren. Hier duftet es jedoch nicht nach den Gerüchen, die in der Backstube entstehen, sondern nach Aromastoffen, die in uns die Assoziation von frisch gebackenen Brötchen wecken und Lust auf mehr machen sollen.
Diese Auswirkung von Düften macht sich die Kosmetikindustrie schon sehr lange zunutze. Die meisten Kosmetika sind mit Duftstoffen parfümiert. Dies dient zum einen dem Wiedererkennungswert des Herstellers und dem sogenannten Brand-Building und zum anderen zur Beeinflussung der Kaufentscheidung.
Düfte werden gezielt auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt und nehmen somit enormen Einfluss auf das Kaufverhalten. Einer leichten Creme, die für unreine Haut bestimmt ist, wird beispielsweise ein leichter, frischer Duft zugesetzt, der das Gefühl von Reinheit und Sauberkeit vermittelt. Der Duft ist neben der Konsistenz das Erste, was der Verbraucher bei einem Pflegeprodukt wahrnimmt. Bewusst oder unbewusst beeinflusst dies unsere Kaufentscheidung enorm. Denn was gut riecht, verkauft sich gut.
Duftstoffe beeinflussen nicht nur den Geruchseindruck, sondern überdecken auch unangenehme oder ungewohnte Gerüche. Das natürliche Warnsystem des Körpers kann dadurch überlistet werden und wir nehmen beispielsweise sehr scharfe Gerüche von Substanzen, von denen wir instinktiv eher Abstand nehmen würden, nicht so intensiv wahr.
Neben ihrem psychologischen Effekt haben die meisten Duftstoffe jedoch keinen pflegenden Effekt auf die Haut. Im Gegenteil.
Warum Duftstoffe nicht nur ein Thema für Allergiker sein sollten
Duftstoffe - und dazu zählen auch natürliche Duftstoffe, wie ätherische Öle, stellen nicht nur für (Duftstoff-) Allergiker eine Belastung dar, die sich in Kontaktallergien oder Atemwegsreaktionen widerspiegeln kann, sondern können auch Hautreizungen bei gesunder Haut hervorrufen. Sie sind neben Nickel die zweithäufigste Kontaktallergie und jeder fünfte weist Unverträglichkeiten gegenüber Duftstoffen auf. Und das oftmals, ohne davon zu wissen.
Die Haut muss nicht sofort mit einer allergischen Reaktion, einem Ausschlag oder einem Ekzem reagieren, Unverträglichkeiten können sich langsam und lange Zeit auch unbemerkt anbahnen. Durch die tägliche Pflege mit Kosmetika, in denen Duftstoffe enthalten sind, kann sich so auch eine Allergie angeeignet werden. Liegt eine Kontaktallergie vor, ist diese nicht heilbar und es muss bei jedem Kontakt mit der jeweiligen Substanz mit einer erneuten Reaktion gerechnet werden.
Auch wenn die Wenigsten unruhige, gerötete, gereizte oder unreine Hautzustände auf Duftstoffe in Kosmetika zurückführen, sind es häufig genau diese, die unerwünschte Hautreaktionen hervorrufen.
Darüber hinaus ziehen Duftstoffe das Problem einer gesteigerten Lichtempfindlichkeit (Photosensibilität) der Haut mit sich. Pigmentstörungen, Pigmentflecken und Pickelmale können die Folge von parfümierter Kosmetik sein.
Ob die Duftstoffe synthetisch oder natürlich sind, ist hierbei für die Haut irrelevant. Auch natürliche Duftstoffe, in Form von ätherischen Ölen, haben eine hautreizende Wirkung.
Ihre genaue Zusammensetzung muss nur in geringen Ausnahmefällen deklariert werden, denn zum Großteil werden Düfte in der Liste der Inhaltsstoffe unter dem Begriff “Parfum” oder “Fragrance” zusammengefasst. Ebenso zählen “Aroma” oder “Flavour” zu den offiziellen Bezeichnungen für Duftstoffe und umfassen mehr als 3000 verschiedene Stoffe.
Allein die Angabe „Parfüm“ auf einem Produkt kann zwischen 20-200 Inhaltsstoffe enthalten, die nicht im Einzelnen deklarationspflichtig sind.
Hinzu kommt, dass so mancher potenziell allergieauslösende Duftstoff auch andere Eigenschaften hat, wie beispielsweise eine antibakterielle Wirkung. Dieser Umstand wird oft als Schlupfloch genutzt um „parfümfreie“ Produkte zu bewerben, diese dann aber doch unter anderem Vorwand in ihrem Eigenduft zu optimieren. Trotz dieser verkaufsfördernden Bewerbung, können also Duftstoffe enthalten sein und der Verbraucher wird in die Irre geführt. Da es sich hier um einzelne Inhaltsstoffe handelt, werden diese nicht als „Parfum“, „Frangrance“ oder „Aroma“, sondern lediglich als INCI deklariert. Als Laie ist diese Irreführung daher nicht sofort ersichtlich und kann im Falle einer Duftstoffallergie schwerwiegende Folgen haben.
In einer Überprüfung der Landesuntersuchungsämter konnten bei rund 20 Prozent der untersuchten „parfümfreien“ kosmetischen Mittel Duftstoffe nachgewiesen werden – zum Teil sogar in hohen Konzentrationen. Dies belegt leider die Irreführung der Verbraucher und setzt für einen sicheren Kauf von parfümfreien Produkten, Hintergrundwissen zu den jeweiligen INCIS voraus. (Quelle: DAAB)
26 Duftstoffe stehen allerdings besonders im Verdacht sehr häufig allergische Reaktionen auszulösen, weshalb in einer Änderung der EU-Kosmetikrichtlinie 2003 beschlossen wurde, dass diese separat auf der Verpackung anzugeben sind.
Doch auch hier gibt es ein ABER:
Diese Stoffe müssen nur separat aufgeführt werden, wenn sie in den folgenden Konzentrationen im Produkt enthalten sind:
Ab 0,001 % in Produkten, welche auf der Haut verbleiben (leave-on Produkte)
Ab 0,01% in Produkten, welche abgewaschen oder abgespült werden (rinse-off Produkte)
Die deklarationspflichtigen Duftstoffe mit besonders hohem allergieauslösenden Potential erkennst du unter folgenden INCIs:
-
Benzyl Alcohol
-
Amyl Cinnamal
-
Cinnamyl Alcohol
-
Citral
-
Eugenol
-
Hydroxycitronellal
-
Isoeugenol
-
Amylcinnamyl Alcohol
-
Benzyl Salicylate
-
Cinnamal
-
Coumarin
-
Geraniol
-
Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyd / Lyral
-
Anise Alcohol / Anisylalkohol
-
Benzyl Cinnamate
-
Farnesol
-
Butylphenyl Methylpropional / Lilial
-
Linalool
-
Benzyl Benzoate
-
Citronellol
-
Hexyl Cinnamal / Hexylcinnamaldehyd
-
Limonene / d-Limonen
-
Methyl 2-Octynoate / Methylheptincarbonat
-
Alpha-Isomethyl Ionone
-
Evernia Prunastri Extract / Eichenmoosextrakt
-
Evernia Furfuracea Extract / Baummoosextrakt
Der Duftstoff "Hydroxyisohexyl 3-cyclohexene carboxaldehyde" wurde aufgrund seiner sensibilisierenden Eigenschaften sogar verboten.
Das allergieauslösende Potential von Duftstoffen ist zudem von äußeren Einwirkungen, wie Licht oder Luft abhängig. So werden manche Duftstoffe als schwache Allergene eingestuft, durch ihren Kontakt mit Sauerstoff können jedoch deutlich stärker sensibilisierende Folgeprodukte entstehen.
Wer glaubt bei Naturkosmetik auf der sicheren Seite zu sein, den müssen wir leider auch enttäuschen. Gerade weil natürliche Inhaltsstoffe in ihrer Beschaffenheit (Duft/Farbe) je nach Ernte variieren, wird auch bei Naturkosmetik häufig mit Parfum gearbeitet, um ein stets gleichriechendes Produkt anzubieten.
Unsere Produkte sind frei von Duftstoffen und haben den milden Eigengeruch ihrer Wirkstoffe, die alle wertvolle Funktionen für die Haut erfüllen.
Auch wenn keine Reaktion auf Duftstoffe erfolgt und diese somit auf den ersten Blick gut vertragen werden, ist daraus nicht zu schlussfolgern, dass etwas, nur weil es der Haut „nichts tut“, der Haut guttut.
Duftstoffe stellen in jedem Fall eine Belastung für die Haut dar, gegen jene sie ankämpfen muss. Eine wirksame Hautpflege sollte die Haut jedoch entlasten und in ihrer natürlichen Funktion unterstützen.
Wir empfehlen daher ganz klar auf parfümierte Hautpflege jeglicher Art zu verzichten, insbesondere wenn du zu Pigmentflecken, Pickelmalen, Augenringen, sensibler Haut und Allergien neigst. Ein besonderer Augenmerk gilt der Tagespflege und Sonnenschutzprodukten, die für jegliche Hauttypen immer in unparfümierter Variante gewählt werden sollten.
Wenn du nicht unmittelbar auf Düfte reagierst und dich gerne mit einem tollen Duft umgeben möchtest, raten wir dir bei Bedarf Parfümstoffe nur gezielt in Form von beispielsweise Aromatherapie oder einem Parfum, welches du auf die Kleidung oder Haare (bedenke dabei immer den hohen Alkoholgehalt von Parfum) aufsprühst, einzusetzen.